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Twice Excep­tion­al­i­ty – Begabung und Schwächen im Blick

Gleichzeitige Begleitung der Begabung und Ausgleichen der Schwächen

«Wir müssen verstehen, dass solche Schüler/innen ihre Begabung auch zum heilpädagogischen Förderunterricht mitbringen, so wie sie ihre Schwächen auch in die Begabtenförderung tragen.» [i]

Bei Kindern mit einem hohen Potential und einer Lernbeeinträchtigung ist es notwendig, die Förderplanung jeweils aus beiden Perspektiven vorzunehmen und so der Komplexität der TE-Lernenden gerecht zu werden. Das kann manchmal auf den ersten Blick zu Widersprüchen führen, da es eine doppelte Differenzierung verlangt. Aber genau diese Widersprüche sind es, die diese Lernenden mitbringen und ihre Lernbedürfnisse mitgestalten.

Die Grafik unten verbildlicht die Situation, mit der wir als Lernbegleiterinnen konfrontiert sind. Die Schlussfolgerung für die Lernbegleitung von TE-Lernenden ist die doppelt differenzierte Herangehensweise bei ihrer Förderung, damit wir diese Kinder (im grünen Bereich) optimal fördern können. Und das heisst eben genau nicht, isolierte Förderungen von z.B. einmal in der Woche Begabtenförderung und einmal in der Woche LRS-Training. Sondern damit ist gemeint, dass in der Begabtenförderung das LRS-Training integriert und so konzipiert wird, dass es an den Lernbedürfnissen eines Kindes mit einem hohen Potential angepasst ist.

Zum Beispiel: Es ist nicht sinnvoll, ein Kind, das eine Hochbegabung im Bereich Sprache aufweist und sich gleichzeitig im Autismus-Spektrum bewegt, von einem Thema abzubringen, auf welches das Kind über einen uns lang erscheinenden Zeitraum fokussiert (z.B. minutiöses Erforschen und auch Imitieren einer Buchserie beim Schreiben, Auswendiglernen des Fahrplans etc.). Es kann förderlicher sein, innerhalb dieses Themas zu bleiben, dieses zu vertiefen, kreativ zu erweitern, anders zu beleuchten und gleichzeitig auf diesem Lernweg die Schwächen auszugleichen. Dazu gehören bei Kindern im Autismus-Spektrum die Förderung der Flexibilität und die Förderung der exekutiven Funktionen wie Selbstkontrolle und Handlungsplanung.

Letztlich ist die doppelt differenzierte Herangehensweise auch in ihrem Ansatz eine ganzheitliche Förderung, die also die Person als Ganzes wahrnimmt, nämlich mit ihren Stärken und Schwächen – also Kognition, Emotion und Motivation umfasst. In unseren Augen ist diese die passende und notwendige Förderung auch für TE-Lernende.

[i] Baum, S., Schader, R., 2021, S. 594.

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