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Kinder mit Twice Excep­tion­al­i­ty in der Fam­i­lie begleiten

Anregungen für die Begleitung der Kinder in der Familie

Begleiten von starken Gefühlen wie Frustration

Wie das Modell «Lernweg mit hohem Potential und besonderen Förderbedürfnissen» zeigt, spielen bei einer solchen Diskrepanz von Denken und Handeln starke Gefühle, wie Frustration oder auch vermeidendes Verhalten eine grosse Rolle. Insbesondere können sich diese bei den Hausaufgaben oder im Familienalltag durch Wutausbrüche und Schwierigkeiten zur

Kooperation zeigen. Kinder mit TE sind sehr auf eine feinfühlige Begleitung ihrer Gefühle angewiesen. Wie können Sie Kindern in emotional schwierigen Momenten begleiten?

  • Gefühlsausbrüche verlaufen meist so, dass die Gefühle immer intensiver werden, bis sie schliesslich eskalieren. Eine typische Situation ist der Übergang, das Nachhausekommen von der Schule. Für Kinder mit der TE-Thematik ist der Schulalltag emotional sehr herausfordernd. Zu Hause entspannen sie sich und zeigen, wie es ihnen geht.
  • Eine Möglichkeit, das Kind mit seinen Gefühlen abzuholen, ist diese wert- und urteilsfrei zu verbalisieren (Marte Meo, Wörter geben), eine andere, oft hilfreiche, sind emotionale Töne. Beobachten Sie in der Interaktion mit dem Kind, ob es besser auf «du bist wütend» (oder auch nervös, verärgert, angestrengt etc.) anspricht oder eher auf einen Ton wie «mmh, ääh, grrr» (passend zum Gefühl des Kindes, in der Gesichtsmimik des Kindes lassen sich diese gut beobachten). Zu viel zu sprechen kann Situationen manchmal auch zum Eskalieren bringen.
  • Achten Sie auf einen Anschluss zum Kind, erst dann nimmt das Kind wahr, dass Sie in einem gemeinsamen Projekt sind, und ist offen für Ihre Informationen. Der Anschluss kann über eine Berührung, ein Lächeln, das Nennen des Namens geschehen oder indem Sie das Gesagte des Kindes wiederholen, Wörter geben (urteils- und wertfrei), einen einladenden Ton wählen und so auf eine angenehme Atmosphäre hinwirken.
  • Geben Sie dem Kind, in dem Sie Ihre Handlungen, Gefühle und Initiativen verbalisieren, Orientierung und hilfreiche Strukturen, das Kind profitiert so grösstmöglich von Ihnen als Vorbild und Sozialmodell. Passen Sie Ihr Tempo dem an das des Kindes an.

Ein positives Selbstbild aufbauen

Das Selbstbild von Kindern mit einem hohen Potential und Lernschwierigkeiten leidet oft unter der doppelten Herausforderung. Kinder mit TE laufen Gefahr, von ihrem Umfeld, sei es schulisch oder auch familiär, mit ihren Bedürfnissen nicht erkannt zu werden. Mit der Folge, dass ihre Anstrengung und Bemühungen zu wenig gesehen werden und dass sie sich nicht wahrgenommen fühlen. Sie fühlen sich abgelehnt und nicht wertgeschätzt. Ab und zu beobachte ich dieses negative Selbstbild nur auf einzelne Fächer bezogen, manchmal tangiert es mehrere Bereiche ihrer Persönlichkeit.

Besonders Situationen, in denen das Kind seine Aktivitäten selbst wählt, eignen sich wunderbar zum Aufbauen eines positiven Selbstbildes und des Selbstvertrauens. Ihre Aufmerksamkeit und Zeit in solchen Momenten, stärkt die Beziehung und kommt beiden in schwierigeren Momenten zugute. Diese guten Momente stärken Ihre Beziehung zu Ihrem Kind. Was sollten Sie in diesen Situationen tun? Möglichst wenig, die Aktivität sollte in erster Linie beim Kind liegen. Wenig heisst nicht nichts: Geben Sie Ihrem Kind die volle Aufmerksamkeit und Ihr Interesse. Beim aufmerksamen Begleiten warten Sie, folgen mit Ihrer Aufmerksamkeit und verbalisieren die Handlungen, Initiativen und Gefühle Ihres Kindes. Damit ein Kind seine nonverbalen und verbalen Handlungsimpulse aus sich heraus entwickeln kann, braucht es Zeit und Raum. Aktionen, Gefühle, Blicke, Töne und Bewegungen sind alle mögliche Handlungsimpulse. Auf diese Weise kann es Selbstvertrauen tanken, auf seinem Weg ermutigt werden, positive Aufmerksamkeit bekommen und Ideen entwickeln. Mit dem Effekt, dass das Kind z.B. von sich denkt, ich bin jemand mit guten Ideen, und auf diesem Weg sein positives Selbstbild stärken kann.

Auf dem Lernweg ermutigen

Ganz schön schwierig, wenn Dinge und das Lernen nicht so funktionieren, wie ich es mir denke. Können Sie sich selbst an einen solchen Moment zurückerinnern, Sie möchten z.B. etwas am Computer einrichten, wissen wie, aber es funktioniert so gar nicht. Kommt da Wut und Frustration auf?

Für diese Kinder gehören solche Erfahrungen im Bereich ihrer Lernschwierigkeiten zum Alltag. Oft werden sogar ihre Bemühungen und Anstrengungen, die sie zeigen, gar nicht gesehen. Das frustriert und entmutigt, daraus kann sich sogar vermeidendes Verhalten entwickeln. Ihr Dranbleiben und ihren Effort werden sie, neben einer passenden Begleitung, weiterhin auf ihrem Lernweg brauchen. Darum ist es so wichtig, diese Kinder zu ermutigen, ihre Bemühung und ihr Dranbleiben trotz intensiver Frustrationsgefühle wahrzunehmen und ihnen diese Beobachtungen, das «Ich nehme dich darin wahr», auch rückzumelden. Maria Aarts, die Gründerin der Marte Meo Methode, sagt, jedes Kind hat ein Anrecht auf ein nuanciertes Feedback. Das bedeutet ein differenziertes Verbalisieren von dem, was dem Kind gelingt, z.B. «Du denkst nach», «du bleibst dran auch, wenn es schwierig ist» oder «du bist ganz konzentriert». Diese hilfreichen Initiativen werden leicht zeitverzögert verbalisiert, nachdem das Kind eine solche Initiative gezeigt hat. Gerne neigt man zu gut gemeinten Rückmeldungen wie: «Ja super, du machst das sehr gut» oder hat den Blick nur auf ein richtiges oder falsches Resultat. Aber was heisst das konkret, du machst es gut? Mit einem nuancierten Feedback bekommt das Kind eine konkrete Rückmeldung, was es genau ist, was es tut und in welcher Weise es hilfreich für das Kind sein könnte.

Eine gute Atmosphäre, dazu gehören ein freundliches Gesicht und eine einladende Stimme, unterstützt Kinder besonders. Diese regt das Kind dazu an, das abrufen zu können, was es bereits weiss, und es wird auf diese Weise zur Kooperation eingeladen. Wie schön, wenn das Kind in ein ermutigendes Gesicht blickt und damit erfährt: Ich werde gesehen und bin auf einem guten Weg. In Videoaufnahmen ist immer wieder eindrucksvoll zu erkennen, wie wirkungsvoll ein freundlicher Gesichtsausdruck z.B. für Gefühlsregulierung und das Selbstvertrauen sein kann.

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